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Neustadt StadtteilmanagementPressespiegel„Kulturlotsen gesucht“

„Kulturlotsen gesucht“

WESER-KURIER, Karin Mörtel, 04.12.2017

Karin Mörtel, 04.12.2017 zum Artikel

Wer hat Lust, die Neustädter mit ungewöhnlichen Einblicken in die Kulturlandschaft vor ihrer Haustüre zu überraschen? Ehrenamtliche Kulturlotsen können sich jetzt melden und kreativ loslegen.

SÜD / Kulturlotsen /Shakespeare-Company

Die Neustädter können sich im Jahr 2018 auf einige Überraschungen einstellen. Es könnte zum Beispiel passieren, dass Musiker an ihrer Haustür klingeln und ein spontanes Jazz-Konzert in ihrem Wohnzimmer veranstalten wollen. Oder sie bekommen Gelegenheit zu einer wilden Schnitzeljagd für Jung und Alt quer durch den Stadtteil an Orte, die es wert sind, aus ihrem Dornröschenschlaf wachgeküsst zu werden.

Es sind erste Ideen für ein neues Projekt, für das Stadtteilmanagerin Astrid-Verena Dietze und Renate Heitmann vom Kulturnetzwerk Vis-à-Vis zunächst einmal eines brauchen: Mitmacherinnen und Mitmacher, die Lust auf ungewöhnliche Wege haben, um den Neustädtern Kunst und Kultur wenn nötig bis vor die Haustüre zu liefern. „Kulturlotsen“ sollen die Helfer heißen, und für jeden Ortsteil der Neustadt wollen die beiden Frauen dafür einen Stadtteilbewohner begeistern. Wer mitmachen möchte und etwa zwölf Stunden Zeit im Monat opfern   kann, kann sich ab sofort bewerben.

Nach der Bundestagswahl und dem Einzug der Rechtspopulisten in den Bundestag hätten bei den Kulturschaffenden der Neustadt alle Alarmglocken geschrillt, beschreibt Dietze den Anlass, weshalb genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um wesentlich mehr Menschen als bislang für die Kultur vor ihrer Haustür zu begeistern.

„Kultur ist das Backpulver für die Stadtentwicklung“, pflegt Heitmann zu sagen. Sie meint damit, dass mehr kulturelle Teilhabe und bürgerschaftliches Engagement die Demokratie einer Gesellschaft stärken können. „Wir wollen aber nicht warten, bis die Menschen zu uns in die Einrichtungen kommen, sondern wir wollen dorthin gehen, wo die Menschen sind“, schildert Heitmann den Grundgedanken, den sie von dem Kunstprojekt „Art on demand“ aus Antwerpen von dem irakischen Künstler Mokhallad Rosem aufgegriffen hat. „Für uns ist es spannend, in Erfahrung zu bringen, was Kultur überhaupt für die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen in den einzelnen Ortsteilen bedeutet und wie sie sie erleben wollen“, zeigt sich Astrid-Verena Dietze erwartungsfroh.

Neugier soll geweckt werden

Es geht unter anderem um gemeinsames Lernen an unterschiedlichen Orten. Aber auch um Begegnungen über Kulturgrenzen hinweg, wie sie beispielsweise während einer gemeinsamen Erkundungstour durch die teils afrikanisch geprägte Einkaufsmeile an der Langemarckstraße möglich wird. Außerdem sollen überraschende Einblicke in Kultureinrichtungen möglich werden, in die manche sonst nie einen Schritt gesetzt hätten. Denn Heitmann ist als Geschäftsführerin der Bremer Shakespeare-Company aufgefallen, dass es häufig der gleiche Kreis an Interessierten ist, der zu den Veranstaltungen in die zahlreichen Neustädter Kultureinrichtungen kommt.

Aus Sicht der Ideengeberinnen gilt es nun, mehr Menschen für das vielfältige Angebot zu interessieren, aber auch jenseits der Bühnen und Ausstellungsräume Kulturräume zu erschließen. Zahlreiche Kooperationen mit der Hochschule Bremen, Grundschulen, Seniorenheimen, Schulen oder Kindergärten sind daher ebenfalls erwünscht.

Geld für Aktionen und eine kleine Aufwandsentschädigung für die Ehrenamtlichen haben die Ideengeber bereits vom Neustädter Beirat erhalten: 6800 Euro zusammen mit dem Lob, dass das Projekt sich an alle Menschen im Stadtteil richtet, ohne jemanden auszuschließen. „Genau das ist mir wichtig, daher suchen wir auch gezielt Kulturlotsen für alle acht Ortsteile, damit wir die gesamte Neustadt abdecken können und niemanden vergessen“, sagt Dietze. Grundvoraussetzung für die Mitmacherinnen und Mitmacher sei, dass sie sich gut in ihrem Ortsteil auskennen und Lust haben, über den Tellerrand zu schauen. Gemeinsam mit dem Kulturnetzwerk Vis-à-Vis könnten sie sich dann völlig neue Wege auszudenken, um Kunst und Kultur in der Neustadt erlebbar zu machen.

Wer kann mitmachen?

„Da kann eigentlich jeder mitmachen, der neugierig auf diese Aufgabe ist: Wir freuen uns über Bewerbungen von Jugendliche ebenso wie von Menschen mit und ohne Arbeit oder Seniorinnen und Senioren, die nach einer neuen Aufgabe suchen“, zählt die Stadtteilmanagerin auf. Weniger wichtig sei es, die vielfältige Kulturszene der Neustadt bereits gut zu kennen. Der frische Blick von außen sei wichtiger, und die Kontakte zu den Künstlern im Stadtteil würden über die Tätigkeit als Kulturlotse quasi automatisch zustande kommen, versichert Dietze.

Die Neustädter Kulturszene ist stark – das ist ebenfalls eine Botschaft, die in der gesamten Stadt noch deutlicher werden soll. Daher gibt es bereits erste Überlegungen, auch Besucher der Neustadt gelegentlich persönlich an der Wilhelm-Kaisen-Brücke in Empfang zu nehmen und in eine der vielen Kultureinrichtungen im Stadtteil zu lotsen. Sei es das Theater am Leibnizplatz, das Künstlerhaus am Deich, die Schwankhalle, die Städtische Galerie, das Schnürschuhtheater, die Räume der Musikerinitiative Bremen oder der Tänzer vom Steptext Dance Projekt, in die Hochschule Bremen, die Weserburg und oder die Gak, Galerie für aktuelle Kunst.

Was genau dann im Jahr 2018 auf den Neustädter Straßen passieren wird, sollen aber die neuen Kulturlotsen selbstverständlich maßgeblich mitbestimmen können. Dietze: „Wir wollen kein fertiges Konzept durchdrücken, sondern sind gespannt, welche Impulse und Wünsche von den Neustädtern selber kommen.“

Info

Wer sich als Kulturlotse bewerben möchte, kann das per Brief, E-Mail oder Anruf erledigen. Um eine kurze Angabe zur Motivation wird gebeten. Astrid-Verena Dietze ist erreichbar im Neustadt- Stadtteilmanagement im SOS-Kinderdorfzentrum, Friedrich-Ebert-Straße 101, 28199 Bremen, info@neustadtbremen.de, Rufnummer 161 99 08.