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Neustadt StadtteilmanagementPressespiegel„Lichtermeer erleuchtet die Piepe“

„Lichtermeer erleuchtet die Piepe“

WESER-KURIER, Gerald Wessel, 28.09.2017

Gerald Wessel 28.09.2017 zum Artikel

Neustadt. „Feuerwerk gibt es auch?“, fragt Joline. Vorfreude glimmt in ihren Augen auf.
Als die Frage bejaht wird, lächelt sie breit. Auf den Feuerzauber freuen sich auch viele andere. So herrschen beste Laune und große Erwartungen bei der Versammlung auf dem Delmemarkt zum „Piepe Leuchten“. Der Laternenumzug des Stadtteilmanagements und Vereins „WIR-Neustadt-Bremen“ hat eine langjährige Tradition und ist nach Auskunft von Astrid-Verena Dietze, Stadtteilmanagerin und Organisatorin, meist der größte Bremens.

 
SÜD / Laternenumzug und Piepe-Leuchten

Die Isabella der Polizei führt den Tross vom Delmemarkt zur Piepe an. (Walter Gerbracht)

Mit dem Umzug verabschieden die Neustädter den Sommer und begrüßen den Herbst mit bunten Laternen, Feuer und Musik. Doch gerade bei Letzterer deuteten sich dieses Mal Probleme an. Denn an diesem Freitag bremst ein Verkehrschaos in der Innenstadt durch eine Bombenentschärfung in der Überseestadt einige Musiker vom Spielmannszug der BTS Neustadt aus. Die musikalische Begleitung droht  ganz auszufallen oder sehr minimalistisch zu werden.

SÜD / Laternenumzug und Piepe-Leuchten

Zur stimmungsvollen Atmosphäre beim "Piepe Leuchten" trugen vor allem die selbst gebastelten Laternen bei. (Walter Gerbracht)

„Wir machen halt so viel Musik wie wir können“, kündigt das Orchester an,  woraufhin Astrid-Verena Dietze gesangsstarke Unterstützung der Hunderten an Teilnehmern anbietet. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, bekennt Anja Rißler aus Walle. Sie gehört den Spielleuten an, unter denen sich langsam Unruhe ausbreitet. Es wird vereinbart, noch einige Minuten zu warten – obgleich das Feuerwerk an der Piepe damit auf dem Spiel steht, weil es in einem bestimmten Zeitfenster gezündet werden muss.

Von dem Stress bekommen Heike, Stephanie, Linus, Heidi, Julius, Jamien, Jillian zusammen mit Joline nichts  mit. Die Kinder kommen aus der Nachbarschaft und toben herum. Die Mütter harren zusammen mit ihnen aus und warten ab, bis die Borgward Isabella Limousine aus den 60er-Jahren der Bremer Polizei das Horn erschallen lässt und die Spielmannsleute den Marschtritt vorgeben.

SÜD / Laternenumzug und Piepe-Leuchten

Mit einem brennenden Feuerring jongliert Silke Schirok aus der Neustadt in ihrer Show. (Walter Gerbracht)

Die Wartezeit verkürzt manchem die Freiwillige Feuerwehr Neustadt. Die Brandbekämpfer sind nicht nur für die Sicherheit vor Ort zuständig, weil Papierlaternen in Brand geraten könnten, sondern zeigen auch ihre Ausrüstung und Fahrzeuge. Auch um für die eigene Jugendfeuerwehr zu werben, sei dies eine gute Gelegenheit, sagt Stephan Seibel aus der Neustadt. Er ist stellvertretender Wehrführer und seit gut zehn Jahren bei den Umzügen dabei. Aber zum Glück sei bisher noch nie Ernsthaftes passiert. Nur einmal sei ein Kind zeitweise verschwunden gewesen, bilanzieren Polizei, Johanniter und Feuerwehr. Doch der Junge sei schnell gefunden worden.

Mindestens ein junger Mann ist schon jetzt von dem Auftritt der Feuerwehr begeistert: Emil. Der Kleine, der mit seiner Mutter am Umzug teilnehmen will, staunt über das rote Einsatzfahrzeug.

Ein weiterer, kindlich begeisterter Fan des Umzuges ist Arthur. Dem Zweieinhalbjährigen möchte seine Mutter Johanna das Lichtermeer zeigen. Im vergangenen Jahr sei er noch zu jung dafür und um diese Zeit bereits  im Bett gewesen, erzählt sie. Aber jetzt begeistere ihn die Spielleutemusik vollauf. Das Duo habe sich vorher beim arabischen Freitag der St.-Pauli-Gemeinde um die Kinder der Geflüchteten gekümmert, während diese sich vielfältig gegenseitig helfen, etwa bei Reparaturen, erzählt Mutter Johanna. Es sei erstaunlich, wie schnell die sehr jungen Kinder der Flüchtlinge Deutsch lernen: „Sie übersetzen teilweise schon jetzt für ihre Eltern.“ Es mache ihr  sehr viel Spaß, mit den Flüchtlingen zu tun zu haben. Vielleicht seien auch einige der  jungen Familien hier, hofft die Neustädterin, die gleich im Anschluss den Ökomarkt angesteuert hat, wo es Brötchen und Käsestangen sowie Kürbissuppe  gab.

Endlich sind die fehlenden Spielmannsleute eingetroffen und so geht es mit Laternenliedern und Märschen und angeführt von der historischen Borgward Isabella Limousine und der Stadtteilmanagerin los. Gut 1000 Personen machen sich nun auf den Weg vom Delmemarkt zur Piepe, wo zunächst Silke Schirok aus der Neustadt eine faszinierende Feuershow zeigt. Nach der etwa halbstündigen, intelligenten Jonglage zünden Pyrotechniker von „Semmer Feuerwerk“ aus Langwedel das Feuerwerk und zaubern farbenfrohe Blüten ans Firmament, die viele Zuschauer regelrecht begeistert haben.

Auf den Umzug seien die ersten Blätter bei tollem Wetter herabgefallen, bilanziert Astrid-Verena Dietze zufrieden: „Es ist eine rundum gelungene Begrüßung des Herbstes mit einem fantastischen, langen Feuerwerk und einer tollen Feuershow gewesen!“